Taufe Jesu und unsere Taufe
Johannes der Täufer hat die Taufe nicht erfunden. Es war in manchen Orten bei den Juden üblich, Frauen zu taufen, wenn sie zum Glauben an den einen Gott sich bekehrten und in das Volk des Bundes Gottes mit Abraham aufgenommen werden wollten. Auch Männer, bei denen die Beschneidung, das Heilszeichen des Glaubens an den Gott Abrahams, hygienisch zu gefährlich war, wurden bisweilen getauft. Bei Johannes dem Täufer ging es also um die Wiederaufnahme in den Bund mit dem einen und einzigen Gott, und dadurch in den von Gott geschützten Lebensbereich. Natürlich ist damit auch die Erwartung Gottes verbunden, dass das Leben nach seiner Weisung gestaltet wird. Aber das Erste und Wichtigste ist die Zusage des wahren und unvergänglichen Lebens. Dafür ist das Wasser das von allen verstehbare Symbol. Wer sich von ihm taufen ließ, bereute zuvor, dass er nicht nach den Weisungen Gottes gehandelt und damit den Bund mit ihm gebrochen hatte. Jesus ließ sich taufen, obwohl nicht er gesündigt hatte. Er trat damit in die Gemeinschaft der Sünder, denen Vergebung geschenkt wurde. Er bestätigte so das Tun des Täufers. Die Gabe des Geistes stärkte ihn für seine Sammlung des Volkes Gottes als der, der kommen sollte. Die Übernahme des Taufritus durch die Jünger bedeutete, dass der Täufling in den Lebensraum des neuen und ewigen Bundes aufgenommen werde, den Jesus gestiftet hat. So hören wir es in den Einsetzungsworten im Hochgebet der Eucharistie. Damit wird er der Getaufte in eine enge Verbindung mit Jesus Christus gebracht. Zugleich wird er Mitglied im Volk Gottes des neuen Bundes.
Alle Getauften haben also Anteil an den Verheißungen Gottes und allen gilt die Zusage Jesu, dass er ihnen seine Gegenwart gewährt und sie niemals verlassen wird. Für dieses Volk des neuen Bundes, der allen Völkern angeboten wird, ist die Kirche das sichtbare Zeichen. Ihre Basis bilden die Getauften, nicht diejenigen, die für die Leitung der Gemeinschaft verantwortlich sind.
Das hat das II. Vatikanische Konzil deutlich betont. Wo Getaufte zusammenkommen im Vertrauen auf die Gegenwart Jesu, da ist auch die Gemeinschaft des Volkes Gottes: die Kirche.
Im Laufe der Jahrhunderte gab es unter den Christen viele Auseinandersetzungen um das Sakrament. Seine Bedeutung wurde durch zusätzliche Riten und Bildworte, wie z. B. das abwaschen der Erbschuld, erläutert. Dabei konnte das Wichtigste aus dem Blick geraten: das Versprechen Jesu, den Getauften nicht allein zu lassen und ihm von seiner eigenen Lebenskraft zu geben, die wir „Heiliger Geist“ nennen. Dazu kommt die Gemeinschaft des Bundes, also die Zusage eines geschützten und unvergänglichen Lebens. Das Versprechen gilt für Erwachsene und für Kinder. Für diese wird es zum Angebot, wenn sie erwachsen werden. Aber selbst wenn sie es dann nicht annehmen bleibt es als Hoffnungssakrament der Eltern. Ein Zeichen der Bitte an Jesus Christus, der Tochter oder dem Sohn, unvergängliches Leben zu schenken. Die Taufe ist also das Sakrament eines ganz großartigen Versprechens, das im Glauben angenommen wird: Jesus verlässt mich nicht in dieser Welt, und er erwartet mich in der Kommenden.
Wäre es nicht sinnvoll, nicht nur Geburtstag und Namenstag zu feiern, sondern auch den Tauftag?
Bruder Athanasius