Während der Abwesenheit der Mönche war ein Pfarrer in St. Matthias eingesetzt worden, so dass die Mönche nach ihrer Rückkehr nicht direkt die Seelsorge übernehmen konnten. Die unklare Situation zwischen Pfarrei und Abtei belastete die ohnehin in Mitleidenschaft gezogene Gemeinschaft. Verbunden mit der allgemeinen Unruhe und den Sorgen der Nachkriegszeit ergab sich eine Situation, in der ein Großteil der Gemeinschaft zusammen mit Abt Petrus Borne (Abt seit 1947) gerne auf das Angebot einging, die alte Abtei Tholey im damals noch unabhängigen Saargebiet wiederzubesiedeln. Eine kleinere Gruppe widersetzte sich dieser Verlegung der Abtei und blieb in Trier. Prälat Ludwig Kaas (1881-1952), ein geborener „Mattheiser“, bemühte sich in Rom um eine Bestätigung der Rest-Kommunität als Konvent. So entstanden schlussendlich zwei getrennte Gemeinschaften . Die Abtei Tholey verblieb in der Beuroner Kongregation, der Konvent in Trier wurde direkt dem Abtprimas unterstellt. Die Mönche übernahmen 1951 wieder die Seelsorge der Pfarrei St. Matthias.
Es folgen die Jahre des inneren und äußeren Aufbaues. Die Kriegsschäden an Kirche und Haus waren glücklicherweise gering. Das Quadrum wurde einer umfassenden Renovierung unterzogen und für den Gebrauch der Gemeinschaft hergerichtet. In Erinnerung an den Aufenthalt von Kardinal Eugenio Pacelli wurde 1957 das nach ihm benannte Kreuz auf dem Freihof vor der Kirche eingeweiht.
Die 1960er Jahre begannen wenig verheißungsvoll: schon 1958 musste die Kirche wegen Einsturzgefahr geschlossen werden. Die statische Sicherung und Renovierung sollte sich bis 1967 hinziehen, das Dormitorium und der Matthiassaal wurden in dieser Zeit als Notkirchen genutzt.
Im Zuge des Konzils wurde der Einsatz für die Ökumene ein wichtiges Engagement der Gemeinschaft. Im Zusammenhang damit steht die Grundsteinlegung für ein anglikanisches Institut auf dem Gelände der Abtei im Jahr 1964. Zu einer Gründung einer entsprechenden Einrichtung kam es schließlich doch nicht, das Gebäude beherbergt heute Sprechzimmer, Verwaltung und Bibliothek der Abtei.
In den 1960er und 1970er Jahren setzte eine Neuorganisation der Arbeitsbereiche der Gemeinschaft ein. Die Land- und Viehwirtschaft wird eingestellt, die stillgelegten Flächen werden in den kommenden Jahren nach Abschluss von Erbbaupachtverträgen bebaut, u.a. entsteht so Ende der 70er Jahre das „Schammatdorf“. Das seit den 50er Jahren in den Gebäuden nördlich des Freihofes betriebene Jugendwohnheim wird geschlossen. Gleichzeitig werden für die Gäste die Möglichkeiten zur Teilnahme Alltag der Gemeinschaft erweitert: Texthefte für das Chorgebet, gemeinsames Refektorium mit den Gästen, Öffnung des Gästeempfang für Frauen.
Im Zusammenhang der Neuorganisation kommt es 1972 zwischen Pfarrei und Abtei zum Abschluss eines „Pfarrvertrages“, der durch die Regelung der vermögensrechtlichen Belange entscheidend zur Klärung und Beruhigung des Verhältnisses beigetragen hat. Die Gebäude nördlich des Freihofes gelangen in den Besitz der Pfarrei und wird in der Folgezeit zum Pfarrzentrum umgebaut
In der Mitte der achtziger Jahre erfuhr die Kirche eine umfassende Außenrenovierung und erstrahlt seitdem in farbigem Glanz. Ab 1990 wurde in zweijähriger Bauzeit über dem Klosterladen (erbaut Anfang der 50er Jahre) eine neues Gästehaus errichtet. Einige der ersten Gäste, die dort beherbergt wurden, waren 1992 die Teilnehmer des Generalkapitels der Benediktinischen „Kongregation von der Verkündigung“. Unsere Gemeinschaft ist seit 1981 Mitglied dieser Internationalen Kongregation.
Blick in die Zukunft
Die Basilika war Ausgangspunkt dieser Tour durch die Jahrhunderte. Gehen ihre Anfänge auf ihre Funktion als Grab- und Mönchskirche zurück, kamen im Laufe der Zeit die einer Pilger- und Pfarrkirche hinzu. So bilden heute Pfarrgemeindeglieder, Mönche, Pilger in ihrer Vielfalt die Gemeinde, die auf 1750 Jahre ihres Bestehens zurückschaut. Lang und holprig, mit vielen Windungen versehen zeigt er sich, doch ist der Weg nie wirklich abgebrochen.
Der Blick zurück kann uns ermutigen, den nächsten Abschnitt unter die Füße zu nehmen und im Hinblick auf die Herausforderungen, die die Entwicklung in Kirche und Gesellschaft heute stellen, nach der Gestaltung unseres Lebens und des dafür nötigen Raumes zu fragen.
Br. Jakobus Wilhelm OSB