100 Jahre Benediktinerabtei St. Matthias Trier
Wiedererrichtung am 18. April 1922
Wiederbesiedlung am 22. Oktober 1922

Ansprache in der Festversammlung

Liebe Festgemeinde,
liebe Freunde und Freundinnen von St. Matthias,
liebe Schwestern und Brüder,

ich begrüße Sie und euch alle noch einmal am Ende des Festtages anlässlich des Jubiläums 100 Jahre Wiederbesiedlung der Benediktinerabtei St. Eucharius – St. Matthias!

Nach dem Festgottesdienst heute Morgen sollte erst ausreichend Zeit sein für die Begeg-nung und das Gespräch miteinander und es sollte Zeit sein zur Stärkung im Refektorium. Jetzt aber soll Zeit sein, Dank zu sagen und den Blick und die Herzen nach vorne zu richten.

„Seht, in seiner Güte zeigt uns der Herr den Weg des Lebens.“ (RB Prolog 19)

Dieses Wort aus dem Prolog der Benediktsregel, das über dem heutigen Festtag steht, bringt zum Ausdruck, was uns Benediktiner der Gemeinschaft von St. Matthias Trier – Huysburg im Blick auf die Wiederbesiedlung der Benediktinerabtei St. Eucharius – St. Matthias bewegt.

Es ist hauptsächlich der Dank für die Erfahrung, geleitet und begleitet zu sein durch viele Menschen und geleitet und begleitet zu sein insbesondere durch jenen Jesus, auf den hin der heilige Benedikt seine Mönche fokussiert, weil er Jesus als den auferstandenen Herrn und Christus in der Gemeinschaft der Brüder und Schwestern gegenwärtig weiß und in ihm alle Hoffnung auf gelingendes Leben begründet sieht.

„Seht, in seiner Güte zeigt uns der Herr den Weg des Lebens.“

„Weg des Lebens.“ Diesen Weg gehen wir nicht allein.
Vielfältig sind die Bezüge, in denen die Benediktinerabtei St. Eucharius – St. Matthias steht. Ich beginne mit meinem Überblick über dieses Beziehungsfeld mit dem Bistum Trier. Danke an alle auf Seiten des Bistums – für die Verbundenheit und Unterstützung durch die Jahre.

Dass nach der Säkularisierung des 19. Jahrhunderts das Kloster St. Matthias wiederbesiedelt wurde, war das große Anliegen von Bischof Michael Felix Korum. Unterstützt wurde er vom damaligen Mattheiser Pfarrer Hubert Stein, der die Benediktiner in Maredsous in Belgien kennengelernt hatte und seitdem die Wiederbesiedlung der Abtei St. Matthias mit Benedik-tinern anstrebte. Bischof Rudolf Bornewasser und Pfarrer Jakob Treitz, den jeweiligen Nach-folgern der Beiden (Bischof Korum war am 4. Dezember 1921 gestorben.), kam es dann zu, den Konvent am 22. Oktober 1922 in St. Matthias feierlich einzuführen.

Bischof und Bistum haben am Anfang Pate gestanden. Die Unterstützung von Bischof und Bistum bleibt für uns Mattheiser Benediktiner wichtig; materiell und finanziell, wie es durch die Gestellungsgelder und z.B. zuletzt durch die Zuschüsse zur Kreuzgangrenovierung ge-schehen ist und geschieht.

Vor allem aber ist uns die Unterstützung in unserem ideellen Auftrag wichtig, in dem – um es einmal so zu sagen – in dem, was man nicht messen, zählen und wiegen kann, was alles im Rahmen persönlicher Begleitung geschieht und auf dem Weg der benediktinischen Gast-freundschaft, der benediktinischen Lebens- und Glaubensgemeinschaft.

22. Oktober 1922. Von Beginn an war die Pfarrseelsorge ein Auftrag der Benediktiner. Ein Bereich alles andere als statisch. Immer wieder gab es da Veränderung und Neuordnung. Nicht nur personell. Inzwischen stellen wir nicht mehr den Pfarrer. Einmal wurde ein Bezirk aus der Pfarrei St. Matthias ausgepfarrt – St. Valerius. Später wurde eine Pfarreiengemein-schaft gebildet: St. Matthias – St. Valerius – Herz Jesu. 2003 kam dann deren Fusion; erst im kleinen Gebilde Dekanat Trier III, dann im Stadtdekanat Trier, inzwischen im Pastoralen Raum Trier. Immer wieder galt es Neuland unter den Pflug zu nehmen. Nun liegt eine große Ackerfläche vor uns und allen in der neuen Einheit. Nach unseren Kräften sind wir dabei. Mit unserem benediktinischen Charisma sind wir dabei.

Herzlichen Dank und herzliche Grüße an dieser Stelle an die Pfarrei St. Matthias, an die Ver-treterinnen und Vertreter von Pfarrgemeinderat und Verwaltungsrat, an die hauptamtlich und taufamtlich Aktiven und an das Leitungsteam des Pastoralen Raumes.

22. Oktober. In dem Festbericht von 1922 heißt es. „Herzliche Begrüßungsworte richteten nach dem Eröffnungsgottesdienst an die neue Ordensgemeinde: der Vorsitzende des kathol. Aktionskomitees, Herr Peter Vanvolxem, im Namen der Katholiken von Trier, Herr von Nell im Namen der Kirchenvorstandes von St. Matthias, Oberregierungsrat Eichhorn im Namen des Regierungspräsidenten Dr. Saassen, und Oberbürgermeister von Bruchhausen.“
Ich danke heute herzlich allen Verantwortlichen in Stadt und Land, die die Benediktinerabtei St. Matthias unterstützen und mit uns zusammenarbeiten.

Exemplarisch für das Miteinander nenne ich das Schammatdorf, das in den 1970er Jahren zusammen mit dem Sozialdezernenten der Stadt Trier, Bürgermeister Paul Kreuzer (assistiert von einem jungen Referenten namens Klaus Jensen), und der gbt, der gemeinnützigen Baugesellschaft Trier (heute gbt Wohnungsbau und Treuhand AG) entwickelt und realisiert wurde. Das Land Rheinland-Pfalz war und ist beteiligt. Alle Akteure der ersten Stunde: Land, Stadt, gbt, Abtei arbeiten weiterhin zusammen. Der gbt danke ich für die gute Kooperation. Stadt und Land danke ich für die jährliche finanzielle Beteiligung. Dass wir uns wünschen, dass das so bleibt, brauche ich nicht weiter auszuführen.

1922. Papst Pius XI. beauftragte die nach Mattheis gekommenen Benediktiner direkt auch mit der Seelsorge an den Matthiaspilgerinnen und Matthiaspilgern und errichtete eigens dazu die Erzbruderschaft des Apostels Matthias mit dem Abt als Leiter.
Ich will heute nicht im Einzelnen darlegen, wie sich die Pilgerseelsorge gestaltet. Ich möchte nur hervorheben, wie sehr wir Mönche das Zeugnis der Pilgerinnen und Pilger schätzen. Wir Mönche engagieren uns für die Matthiaswallfahrt, investieren Zeit und Kraft. Wir geben und empfangen viel. Wir werden reich beschenkt. Wir dürfen Anteil nehmen an Freud und Leid der Matthiasbrüder und Matthiasschwestern, an ihrem Beten, an ihrem Glauben und an ihrer Zuversicht. Mit ihnen erfahren wir, was die Pilgerinnen und Pilger „Weggemeinschaft im Glauben“ nennen, Weggemeinschaft auf dem Pilgerweg des Lebens. Danke an die Matthiaspilgerinnen und Matthiaspilger!

„Seht, in seiner Güte zeigt uns der Herr den Weg des Lebens.“ Diesen Weg gehen wir nicht allein. Ich kann nicht auf alle ausführlich eingehen. Ich erwähne von den Vielen die uns ver-bunden sind unsere Gottesdienstgemeinde, den Foyerkreis und den Empfangsdienst, die Oblaten unserer Gemeinschaft, die Gruppe Albana, die Mitglieder des Freundeskeises der St. Matthias Stiftung und hier besonders die Mitglieder des Kuratoriums der Stiftung, nicht zu-letzt nenne ich auch unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Kontakte zur Me-dardschule, die neueste Zusammenarbeit mit dem Palais e.V. und das Beziehungsgeflecht der Orden – hier in Trier und in der benediktinischen Welt.

Heute Morgen habe ich die anwesenden Benediktinerinnen und Benediktiner begrüßt. Ich ergänze unsere Einbindung in die Kongregation der Annuntiatio. Im November werden wir mit Abtpräses Maksymilian unser Jubiläum begehen. Z.Z. ist er auf Visitationsreise im Kongo.
Ich erinnere auch an die Benediktiner der Abtei Seckau in der Steiermark, aus der 1922 der Gründungskonvent kam. Abt Johannes Fragner und der Konvent sind uns – 660 km Luftlinie entfernt – heute im Gebet verbunden. Sie begehen dieser Tage eigene Klosterfeste und ha-ben uns ihre Segenswünsche schon übermittelt.

Laacher Mönche unterstützen die Gründungsgruppe. Ich freue mich, dass Prior Petrus mit Brüdern aus Maria Laach mit uns feiert. Danke für damals!

Hervorheben will ich das Beziehungsgeflecht Ökumene: Seit den 1960er haben wir die inten-sive Beziehung zu der anglikanischen Ordensgemeinschaft, der Gemeinschaft von der Aufer-stehung in Mirfield bei Leeds/Manchester – mit der wir auch im November unser Jubiläum feiern.

Und wir haben gute Beziehung zu einer ganzen Reihe evangelischer Kommunitäten in Deutschland und durch das Netzwerk CHRISTOPHORUS auch nach Polen, Litauen und Bela-rus.

Die Ökumene ist für uns, spätestens seit Abt Laurentius Klein, wichtig und prägend. Pfarrer Manfred Henke mit der Gemeinde der Christuskirche war der erste Partner. Was damals neu und ungewohnt war, ist mittlerweile selbstverständlicher Habitus.

Ich will noch auf das näher eingehen. Auf unsere Beziehung zu den Benediktinerinnen in der Abtei St. Scholastika in Dinklage bei Osnabrück im Offizialat Vechta des Bistums Münster. Der Kontakt entstand in den 1950er – eine eigene Geschichte. Wir haben uns gegenseitig personell ausgeholfen und für unsere Wirtschaftsbetriebe eine gemeinsame GmbH gegrün-det – eine eigene Geschichte. Wir waren beim Aggiornamento des II. Vatikanischen Konzils das benediktinische Leben betreffend gemeinsam unterwegs – auch eine eigene Geschichte.

Worauf ich hinaus will. Wir Männer von St. Matthias haben durch die Weggemeinschaft mit den Frauen in Dinklage durch sieben Jahrzehnte hindurch die Erfahrung gesammelt und die Überzeugung verstetigt, dass die Frauen in der Kirche in Dienste und Ämter gehören: geist-lich, spirituell, theologisch, diakonisch, missionarisch ist alles da, um amtlich Jesus Christus und sein Evangelium zu bezeugen und der Kirche zu dienen. Vom Synodalen Weg wurde noch einmal theologisch begründet, was – meiner Meinung nach – tatsächlich von Erfahrung gestützt und getragen ist. Theologisch möglich. Erfahrungsbasiert.

„Seht, in seiner Güte zeigt uns der Herr den Weg des Lebens.“ 100 Jahre Benediktinerabtei St. Eucharius – St. Matthias. 100 Jahre Weiterentwicklung. Wir sind dankbar für alles, was uns geschenkt wurde.

Wir sind dankbar, dass wir beitragen durften zur Erneuerung des benediktinsichen Lebens, dass wir uns einbringen durften in die Ökumene und dass wir nach unseren Möglichkeiten eine Brücke sein konnten für das Miteinander der Menschen in West und Ost nach der Deut-schen Einheit durch unser Engagement mit den Brüdern des Benedikitnerprortates Huys-burg, das am 14. September sein Jubiläum 50 Jahre Neugründung begangen hat. Von den 50 Jahren sind wir Trierer und Huysburger gut 30 Jahre gemeinsam auf dem Weg der benediktinischen Berufung. Das sind auch drei Jahrzehnte wechselseitiger Beeinflussung und andauernder Veränderung.

Ich habe nicht alles gesagt, was in die 100 Jahre St. Eucharius – St. Matthias seit 1922 gehört. Was wir rückblickend insgesamt feststellen können, ist:

„Seht, in seiner Güte zeigt uns der Herr den Weg des Lebens.“

Das gilt auch für die Zukunft. Was es konkret sein wird, werden wir dann rückblickend sagen können. Jedenfalls haben wir Zukunft und einen Auftrag.

Für uns Benediktiner ist es die Aufgabe, mitzubauen am „Haus Gottes“, der Kirche. Das Klos-ter selbst soll nach Benedikt „Haus Gottes“ sein, in dem die Maßstäbe Jesu gelten und in dem es möglich sein soll, Jesus zu begegnen, Jesus, der als Auferstandener lebt und wirkt und alle Hoffnung auf ein gelingendes Leben begründet. In der Gemeinschaft der Kirche, im Kloster, im „Haus Gottes“ sollen Menschen Jesus begegnen und den „Schatz im Acker“ fin-den, das, was wirklich Sinn gibt und zutiefst erfüllt. Jesus begegnen und aus der Beziehung mit ihm ein freier und froher Mensch werden. Jesus begegnen und mit anderen zusammen an einer menschlichen Welt bauen.

Papst Franziskus notiert in seinem ersten apostolischen Schreiben EVANGELII GAUDIUM: „Die Freude des Evangeliums erfüllt das Herz und das gesamte Leben derer, die Jesus begeg-nen. Diejenigen, die sich von ihm retten lassen, sind befreit von der Sünde, von der Traurig-keit von der inneren Leere und von der Vereinsamung. Mit Jesus Christus kommt immer – und immer wieder – die Freude.“ Darum lädt Papst Franziskus „jeden Christen ein, gleich an welchem Ort und in welcher Lage er sich befindet, noch heute seine persönliche Begegnung mit Jesus Christus zu erneuern“.

Uns Benediktinern kommen bei diesen eindringlichen Worten des Papstes die eindringlichen Worte des heiligen Benedikt in den Sinn, der seine Mönche zu Beginn seiner Regel auffor-dert, sie sollen „Der Liebe zu Christus nichts vorziehen.“ (RB 4, 21) Und im testamentarischen Schluss der Regel mahnt er sie noch einmal: „Christus sollen sie über-haupt nichts vorziehen.“ (RB 72, 11)

Das wollen wir tun. Das können wir tun. Denn wo zwei oder drei im Namen Jesu versammelt sind, da ist er mitten unter ihnen (vgl. Mt 18, 20).

„Seht, in seiner Güte zeigt uns der Herr den Weg des Lebens.“ (RB Prolog 19)

Herzlichen Dank Ihnen und euch allen für die Verbundenheit und die Ermöglichung unseres Auftrages!

Ihnen, euch und allen herzlichen Dank!