Aus einer liturgischen Lesung der Benediktinerabtei St. Matthias in Trier von Bruder Petrus Becker OSB (+ 2009)

Dies sind deine Väter und wahren Hirten

An zweiter Stelle in der Trierer Bischofsliste steht der heilige Valerius. Was sein Vorgänger, der heilige Eucharius, in der blühenden, heidnischen Trevererstadt des dritten Jahrhunderts für die Begründung des Christentums geleistet hat, das musste Valerius, der den Hirtenstab des ersten Bischofs übernahm, für seine Befestigung und Weiterführung tun. Der Erfolg dieses Werkes ist zu ermessen an der Bedeutung der Trierer Christengemeinde am Ende des dritten und zu Beginn des vierten Jahrhunderts. In dieser Gemeinde hatte Kaiser Konstantin in den Jahren seiner Trierer Residenz, die unmittelbar dem Ende der Christenverfolgungen (313) vorausgingen, täglich die Lebenskraft des Christenglaubens vor Augen. Was Valerius weitergeführt, ist auch für Triers Zukunft entscheidend geworden. Nicht der Glanz der römischen Kaiserresidenz verbürgte den Fortbestand der Stadt über die Völkerwanderungszeit, sondern die geduldige Hirtensorge ihrer Bischöfe. Was Leo der Große über Rom und die Apostelfürsten sagte, könnte man in ähnlicher Weise auf Trier und seine beiden ersten Bischöfe anwenden: „Diese, o Rom, sind deine Väter und wahren Hirten, die dich dem himmlischen Reiche einfügten und viel besser und viel glücklicher begründeten als jene, durch deren Eifer die ersten Fundamente deiner Mauern gelegt sind.“

Es ist also fromm und recht, wenn um das Jahr 450 Bischof Cyrillus den Gründerbischöfen und Vätern unseres Glaubens in der neugebaute Grabkirche auf dem südlichen Gräberfeld einen Altar weihte, selbst dort bei seinen Vorgängern seine Grabstätte wählte und dies mit der Bauinschrift dokumentierte: „Wie schön vereint Gottes Macht, die einst Gefährten waren im Leben! Ehrenvoll birgt dieser Ort der beiden Priester Gebeine, tut kund des Eucharius und Valerius Namen. Freudig bettet Cyrill die zum Leben berufenen Leiber und weiht den Altar den seligen Brüdern zur Ehre. So schmückt für den eigenen Leib der Bauherr die künftige Ruhstatt.“ Was die spätere Legende erzählt, kann uns zwar nur wenig an historisch sicheren Berichten über das Leben des heiligen Valerius bieten. Es bringt aber zum Ausdruck, was aus seinem Wirken geworden ist: Ein Bischofssitz und ein Bistum, die weithin Bedeutung hatten und missionarische Kraft besaßen und die sich ihrer Verbindung mit dem Nachfolger des heiligen Petrus bewusst waren.